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Inhalt

  1. Prähistorisches Erbe
  2. Militärgeschichte
  3. Architektur
  4. Leuchttürme
  5. Ethnologisches Erbe: DIE LANDWIRTSCHAFT

Prähistorisches Erbe

Mit mehr als 1.500 katalogisierten Monumenten auf nur 700 km2 Größe, wovon allein etwa 1.400 zur Prähistorie zählen, besitzt Menorca ein unvergleichliches, geschichtliches Erbe. Hierbei ist die sogenannte talayotische Kultur, die den Zeitraum vom Beginn der ersten Bewohner vor ca. 4.200 Jahren bis zur Eroberung durch die Römer 123 v. Chr. umfasst, besonders bedeutend vertreten.

Die große Anzahl an vorgeschichtlichen Bauten macht Menorca zu einem einzigartigen Freilichtmuseum: Bis jetzt konnten bis zu 15 Konstruktionen mit unterschiedlichen Funktionen identifiziert werden, unten ihnen Talayots (Türme), megalithische Grabstätten, Hypogäen (unterirdische Grabbauten), Naturhöhlen, Brunnen, Säulenhallen sowie die einzigartigen Navetas (Totenschiffe) und Taulas (Steintische), die weltweit nur auf Menorca zu finden sind.

Ihre Einzigartigkeit, ihre Monumentalität, ihre enorme Anzahl und ihr guter Erhaltungszustand bilden ein einmaliges, wertvolles Vermächtnis über eine archaische Mittelmeer-Kultur, die einst auf dieser Insel siedelte. Deshalb unterstützt Spanien Menorcas Kandidatur mit dem Titel “Menorca talayótica” und einer Auswahl von 9 repräsentativen Insel-Arealen, zum Weltkulturerbe für 2022.

Militärisches Erbe

Heutzutage ist Menorca als friedliches Inselidyll bekannt. Aber das war nicht immer so! Tatsächlich haben Menorca und seine Bewohner eine sehr bewegte Geschichte voller Eroberungen und Rückeroberungen durchleben müssen, wurden von osmanischen Piraten bezwungen und geplündert.

Die Insulaner wussten sich zu wehren und in der Tat galten die lokalen Steinschleuderer, die furios an der Seite Hannibals und später Julius Cäsars kämpften als die besten Krieger der Antike.

Es gibt nur wenige Plätze auf Menorca, die keine Narben aus militärischen Auseinandersetzungen davongetragen haben. Die Besuche seiner alten Städte und Dörfer sind fast immer auch mit Geschichten über heftige Angriffe und mutige Verteidigungen verbunden und Besichtigungen eines Wehrturms, eines Bollwerks oder einer Festungsanlage erinnern an diese unruhigen Zeiten.

Gleichwohl erwecken die beiden Festungen, die die Einfahrt in den Hafen von Mahón bewachen, ein großes Interesse in menschlicher, historischer und architektonischer Hinsicht.

So ist die Festung Isabel II (im Volksmund als La Mola bekannt) aus dem 19. Jahrhundert eines der meistbesuchten Baudenkmäler Menorcas, das nicht nur durch seine imposante Größe und architektonische Schönheit, sondern vor allem durch seine einfallsreiche Ingenieurskunst beeindruckt. Auf der hohen Steilküste bewachen zwei der ehemals größten Kanonen der Welt den östlichsten Punkt Spaniens. Leider gelangte die Festung als berüchtigtes Militärgefängnis nach dem Spanischen Bürgerkrieg zu trauriger Berühmtheit.

Die Festungsanlage ist ein weitläufiges Labyrinth und nicht alle Teile sind für ein breites Publikum zugänglich. Daher empfehlen wir unbedingt, sich einer geführten Besichtigung anzuschließen.

Die andere große Festung, die den Eingang zum Hafen von Mahón bewacht, ist die alte Festung von Sant Felip. Obwohl ein Großteil ihrer oberirdischen Struktur in Trümmern liegt, sind Abschnitte des ausgedehnten Systems von unterirdischen Galerien für den Besucher geöffnet worden. Einige davon waren, mit ausgeklügelten Fallen ausgestattet worden, um den Feind in Schach zu halten. Die Festungsanlage hat unglaublich viel erleben müssen, angefangen von der Abwehr einer riesigen türkischen Flotte noch vor ihrer Fertigstellung, über ihre spätere Umwandlung in die größte Festung des Mittelmeers bis zu ihrer letzten heldenhaften Verteidigung durch eine von Skorbut stark dezimierte Truppe. Das Castell de Sant Felip erlaubt nur organisierte Besuche.

Des Weiteren säumen viele Verteidigungstürme, sogenannte ‚Martello-Türme‘, aus der britischen Zeit im 18. Jahrhundert die Küsten Menorcas, die Briten bauten auch das in die Felsen der Cala Sant Esteve eingebettete Fort Marlborough, um die Einfahrt in den Hafen von Mahón bestmöglich zu schützen.

Spanische Wehrtürme aus dem 18. Jahrhundert finden wir an der Südostküste mit Alcalfar und Son Ganxo. Aus dem 16. Jahrhundert stammen der Wachturm Es Talaier und die Wehrtürme, mit denen küstennahe Bauernhöfe und Landgüter wie der Torre d’en Quart und Torre del Ram ausgestattet wurden, um sich so vor feindlichen Angriffen und Piraten-Attacken zu schützen.

Während des Spanischen Bürgerkriegs entstanden an den Küsten Menorcas zahlreiche Schützengräben und Bunkeranlagen. Wenn auch viele nie wirklich genutzt wurden, zeugen sie doch von einem turbulenten Kapitel der Inselgeschichte.

Architektur

Die Insel-Architektur, wie wir sie heutzutage wahrnehmen, wurde stark durch die verschiedenen Besetzungen und Herrschaften von Spaniern, Briten und Franzosen ihrer Geschichte geprägt.

Sie alle nahmen Einfluss auf soziales Brauchtum, auf die Organisation von Politik und Kirche. Vor allem jedoch wird diese kulturelle Vielfältigkeit beim Gang durch die Straßen und Betrachten der Gebäude und Denkmäler sichtbar. Sie alle sind auf ihre Art einzigartig und unterschiedlich, was ihnen so eine eigene Identität und einen eigenen Charakter verleiht.

Durch die Abgeschiedenheit als Insel weichen die Architekturstile in den Städten Menorcas zeitlich von den klassischen Epochen Europas ab. Wir können deshalb von einem eklektischen Stil sprechen, also einer Mischung von katalanischer Gotik, Barock, Neoklassizismus und in einigen Fällen auch Renaissance.

So dominiert in der alten Inselhauptstadt Ciutadella im Westen Menorcas vor allem der Barockstil des 17. und 18. Jahrhunderts, da diese nach dem Überfall der Türken im Jahre 1558, der den größten Teil des mittelalterlichen und muslimischen Erbes praktisch auslöschte, wiederaufgebaut werden musste.

 Gleichwohl blieb, neben wenigen anderen, ein Sakralbau aus dem 13. Jahrhundert erhalten: die Santa Maria Kirche und spätere Kathedrale der Diözese von Menorca, die in Ciutadella ihren Sitz hat. Sie wurde auf den Fundamenten einer alten arabischen Moschee im Stile der katalanischen Gotik erbaut und erfuhr mehrere An- und Umbauten, unter anderem im 19. Jahrhundert ein klassizistisches Hauptportal.   

Aus der gleichen Epoche stammen auch die Santa Maria Kirche von Mahón und viele andere Pfarrkirchen, welche bis heute die gültige Grundlage für die territoriale Aufteilung bilden. Das gilt auch für die, Ende des 16. Jahrhunderts erbaute, Wallfahrtskirche zu Ehren der Verge del Toro, der Schutzpatronin Menorcas. Das Gotteshaus wurde auf den Resten der alten gotischen Kirche errichtet. Ihr Eingangsportal besitzt viele, bäuerliche Architektur-Elemente.

Der alte Stadtkern von Ciutadella umfasst den ehemals befestigten, ummauerten Bereich Cvitadella, in der sich auch das alte römische lamnona und das arabische Medina Minurka, die kleine Schwester von Medina Marjurka des heutigen Palma de Mallorca, befunden haben dürfte.

Heutzutage wird die Altstadt vor allem geprägt durch zahlreiche, prachtvolle Stadtpaläste und Herrenhäuser, vornehmlich aus dem aus dem 17. und 18. Jahrhundert, die die Nachkommen alter Adelsgeschlechter der aragonesischen Krone, aber auch wohlhabende Familien, die den Adelstitel käuflich erwarben, im Schutze der Stadtmauer errichten ließen.

Die Einflüsse des britischen Klassizismus des 18. Jahrhunderts sind vornehmlich im Osten der Insel zu sehen, vor allem in Mahón, der heutigen Hauptstadt der Insel. Der britische Gouverneur Richard Kane veranlasste 1722 die Verlegung der Militärregierung und der Gerichtsbarkeit von Ciutadella nach Mahón und besiegelte somit den Hauptstadtwechsel.

Noch heute kann man in fast jedem Winkel und Gebäude der Altstadt den britischen Einfluss wahrnehmen. Rote Häuserfassaden, dunkelgrüne Türen mit Riegeln und Knäufen aus Messing sowie Schiebefenster sind sichtbare Zeugnisse der britischen Kolonialarchitektur. 

Dieser architektonische Einfluss zeigt sich auch deutlich in den Häusern eines aufstrebenden Bürgertums, das sich in Mahón, dank seines Hafens als bedeutender Militär- und Handelsknotenpunkt für den gesamten Mittelmeerraum und der von den Briten gewährten Steuerbefreiung, entwickeln wird.

Deutlich britisch kolonial geprägt ist auch das Städtchen Es Castell, am Hafen von Mahón gelegen. Ursprünglich von den Briten zu Ehren von König George III Georgetown genannt, diente es zunächst als Garnisonsstadt für die englischen Soldaten, die in der nahen Festung Sant Felip stationiert waren. Auch die Stadt Sant Lluis im Südosten der Insel verdankt ihre Gründung einer Kolonialmacht. Es wurde während der kurzen 7-jährigen Präsenz der Franzosen in Menorca (1756-1763) mit der Errichtung der Pfarrkirche zu Ehren des heiligen Königs Ludwigs IX gegründet. Die Kirche besitzt viele Elemente des französischen Klassizismus

Leuchttürme

Unbedingt erwähnenswert sind die Leuchttürme der Insel, die den Seefahrern den Weg wiesen und weisen und heute ein attraktives Ausflugsziel für Einheimische und Besucher darstellen. Auf Menorca gibt es insgesamt 7 Leuchtfeuer. Mit den Leuchttürmen von Favàritx, Cavallería und Punta Nati bewachen 3 die Nordküste, während an beiden Spitzen der Südküste die Leuchttürme vom Cap d’Artrutx und der Illa d’en Aire zu finden sind. 2 weitere begrüßen die Schiffe an der Einfahrt der wichtigsten Häfen der Insel in Mahón und Ciutadella. Sie entstanden alle ab Mitte des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts angesichts der vielen Schiffsunglücke vor den Küsten Menorcas.

Ethnologisches Erbe: Das Leben auf dem Land

Zu Zeiten der prähistorischen Bewohner sah die Insellandschaft komplett anders aus, als wir sie heute kennen. Die dichten, ausgedehnten Wälder Menorcas wurden bis zum Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts extrem genutzt und entsprechend dezimiert. Das Holz der Pinien, Steineichen, Wildoliven und der Baumheide wurde für den Bau von Häusern und Schiffen, der Herstellung von landwirtschaftlichen Geräten, Möbeln und Gewinnung von Holzkohle verwendet . Ein Resultat dieses Waldrückgangs ist die Landschaft, wie sie sich uns heutzutage präsentiert: eine Mosaiklandschaft aus Feldern und Wiesen, die durch ein ausgedehntes Netz an Trockenmauern begrenzt und geteilt werden.

Menorcas Klima zeichnet sich durch trockene und heiße Sommer aus. Da der Mensch Wasser das ganze Jahr benötigte, ersann und entwickelte der Landwirt eine Reihe von Verfahren, um Wasser zu speichern und aus den Tiefen an die Oberfläche zu befördern in Form von Ziehbrunnen wie pous de torn, sinias oder norias genannt sowie Wassertränken, Wassertanks und Zisternen.

Die Meersalzgewinnung wurde auf Menorca seit dem Ende des 18. Jahrhunderts betrieben. Die Salzernte fand im Sommer statt. Auf einigen Etappen des Camí de Cavalls kommt man an alten Salinen vorbei.

Kohlemeiler dienten zur Herstellung von Holzkohle, in Kalköfen wurden Kalksteine gebrannt, um Kalkpulver herzustellen, das man zum “Weißen” der Häuser verwendete.

Windmühlen, vornehmlich Getreidemühlen für die Mehlherstellung, waren auf der windreichen Insel sehr verbreitet.

Barracas de bestiar, ponts de bestiar, boerets und corrales sind aus Bruchsteinen hergestellte traditionelle Unterschlüpfe für das Weidevieh.

Parallel zur Bruchstein-Technik, wurde und wird als traditioneller Naturstein schon seit vorgeschichtlichen Zeiten der lokale Kalksandstein, marés, aus Steinbrüchen gebrochen und für den Häuserbau verwendet. Neben unzähligen kleinen Steinbrüchen privater Nutzung, gibt es auf Menorca spektakuläre Steinbrüche, die zu Themengärten und Veranstaltungsorten umgewandelt und als Kulturgut höchsten Ranges eingestuft wurden.

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