Inhalt:
Geschichte
Wegen seiner geostrategischen Lage im Westlichen Mittelmeer haben zahlreiche, unterschiedliche Kulturen diese Insel zu ihrer Heimat gemacht, und jede für sich hat Menorca ein einzigartiges, historisches Vermächtnis hinterlassen.
Die ersten Menschen siedelten sich ca. 2400 v. Chr. an. In den folgenden 2000 Jahren entwickelt sich nach und nach, insbesondere von der Bronze- bis zur Eisenzeit, eine einzigartige, prägende Zivilisation: die talayotische Kultur.
Mit nahezu 1.400 vorgeschichtlichen Monumenten besitzt Menorca eine der weltweit größten Dichten pro Quadratkilometer, einige von ihnen besitzen sogar Welt-Exklusivität. Wegen dieser prähistorischen Einzigartigkeit wurde Menorca als Kandidat für das UNESCO-Weltkulturerbe nominiert.
Obwohl der Einfluss der Karthager bedeutend war, waren es die Römer, die 123 v. Chr. die Insel eroberten und sie spürbar und nachhaltig prägten. Die sehenswerten Überreste der römischen Siedlung Sanisera (Sa Nitja) im Inselnorden bezeugen die römische Präsenz.
Die Römer wurden n. Chr. von den Vandalen bezwungen, letztere wurden wiederum gute 100 Jahre später von den Byzantinern abgelöst. An diese Zeit erinnern die Überreste einiger frühchristlicher Basiliken.
Die maurische Herrschaft über die Insel begann im Jahre 903. Obwohl nur noch wenige monumentale Reste vorhanden sind, erinnern noch heute zahlreiche Ortsnamen, architektonische Elemente und ausgeklügelte Bewässerungssysteme an diese Epoche.
Im Jahre 1287 eroberte der aragonische König Alfons III. Menorca von den Mauren. Wenige Jahre später veranlasste König Jakob II von Mallorca eine Neuordnung der zivilen und kirchlichen Verwaltungsstrukturen.
Das 14. Jahrhundert war geprägt durch rege Bautätigkeit. Die prächtige Santa María Kirche von Ciutadella und spätere Kathedrale Menorcas wurde fertiggestellt. Mahón wurde durch eine Stadtmauer befestigt und die Errichtung einiger quadratischer Verteidigungstürme manifestieren die Grenzlage Menorcas.
Der Konflikt zwischen dem Osmanischen Reich und Spanien erreichte im 16. Jahrhundert seinen Höhepunkt. So wurde Mahón 1535 vom berüchtigten Berber-Piraten Barbarossa zerstört, und 1558 ereilte die Hauptstadt Ciutadella das gleiche Schicksal, als eine riesige türkische Flotte unter dem Kommando von Mustafa Piali nach erbittertem Widerstand, die Hauptstadt Ciutadella in Schutt und Asche legte und fast 4.000 Geiseln nach Konstantinopel verschleppte.
1558 ist als das “Jahr des Unglücks” bekannt und bildet einen Wendepunkt in der Inselgeschichte. Ciutadellas Dominanz innerhalb Menorcas beginnt zu bröckeln und die Verteidigung der Küsten erlangt absolute Priorität.
Im 18. Jahrhundert war Menorca ein zentraler Schauplatz für die Machtkämpfe zwischen Spanien, Frankreich und Großbritannien. Die Insel wechselte mehrmals ihren Besitzer, obwohl die Briten die Oberhand über Menorca behielten. Insbesondere in der Regierungszeit von Gouverneur Richard Kane wurden zahlreiche Neuerungen und Reformen mit weitreichenden Auswirkungen für die Inselbevölkerung umgesetzt. Mahón wurde zur neuen Hauptstadt und ein großer Teil der heutigen Stadt entstand in der damaligen Zeit.
Das 18. Jahrhundert war auch eine Zeit eines großen wirtschaftlichen Aufschwungs. Eine bürgerliche Gesellschaft entstand, Auslandsbeziehungen wurden geknüpft und leiteten eine kulturelle Blütezeit in all ihren Ausdrucksformen ein.
Nach einem tiefen Wirtschaftseinbruch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, erholte sich Menorca in der zweiten Hälfte langsam durch den Bau der Festung Isabel II. und dem Aufkommen von Industrien wie der Schuh- und Schmuckherstellung. In den letzten Jahren ist es der Insel gelungen, die touristische Entwicklung mit der Bewahrung seiner Natur in Einklang zu bringen.
Gastronomie
Das kleine Menorca hat gastronomisch Großartiges zu bieten: Seine hochwertigen Erzeugnisse reichen von Meersalz, Honig, Olivenöl, Safran, einer Fülle an salzigen und süßen Backwaren, feinen Kuchen und Hefegebäck wie der menorquinischen Ensaimada, bis zu typischen Wurstspezialitäten und dem berühmten Mahón-Menorca-Käse mit geschützter Herkunftsbezeichnung. Aber auch beachtliche Weine von der Insel und der Menorca-Gin, wichtigste Zutat für das bei den traditionellen Fiestas genossene Getränk Pomada zählen dazu.
Traditionelle Gerichte sind die Gemüsesuppe Oliaigua, gefüllte Auberginen und Zucchini, mit Gemüse belegte Cocas, Fleischbällchen in Mandelsauce, Rebhuhn mit Kohl, gefüllter Tintenfisch und natürlich der berühmte Langustentopf Caldereta de llagosta.
Zu den typischen Süßspeisen gehören der Menjar blanc, der englisch beeinflusste Pudding, der von den Franzosen inspirierte Mandelkuchen Gató sowie das Marzipanbrot Cuscussó und der der Turró de Menorca, die beide arabischen Wurzeln haben. Natürlich dürfen an dieser Stelle die berühmte, nach der Stadt Mahón benannte Mayonnaise (Salsa maonesa) und ihre mit Knoblauch verfeinerte Variante Aioli nicht unerwähnt bleiben.
Das Institut für Gastronomie, Kunst und Tourismus (IGCAT), dem 14 gastronomische Regionen in ganz Europa angehören, hat Menorca wegen seiner authentischen und kreativen Küche zur “Europäischen Gastronomie-Region 2022” erklärt.
Traditionelle Volksfeste
Die jahrhundertealten Patronatsfeste Menorcas gehen auf das 14. Jahrhundert zurück, als Vertreter der Handwerkerzünfte, die sogenannten Caixers (Kassierer), in die Ortschaften ritten, um Abgaben für die jeweilige Handwerksgilde einzutreiben. Heute werden als Caixers die Vertreter des Festkomitees bezeichnet, während die anderen Reiter als Cavallers (Ritter) an der Kavalkade teilnehmen.
Wenn auch die Festes de Sant Joan das älteste und bekannteste Pferdefest sind, finden sie in ähnlicher Weise auf ganz Menorca statt. Jeder Ort feiert seinen Schutzpatron und jedes Fest beginnt mit dem traditionellen Replec, der Abholung der Reiter. Gemeinsam reiten sie in den Hauptplatz und unter dem frenetischen Jubel der Zuschauer und den Klängen der typischen Fiesta-Melodie, beginnt der Jaleo, der Tanz der Pferde. Dabei lassen die Reiter ihre Pferde auf die Hinterhand steigen.
Der absolute Star bei den Fiestas ist das als eigene Rasse anerkannte Menorquinische Pferd. Das elegante Vollblut besitzt ein schwarzglänzendes Fell und große Sprungqualitäten.
Zu fast allen Volksfesten Menorcas gehören die Giganten (riesige Holzfiguren in traditioneller Tracht) und die ebenfalls aus Holz manuell gefertigten Riesen-Köpfe, die zum großen Vergnügen der Kinder auf musikalischen Umzügen durch die Straßen defilieren. Mahón hat den Brauch, zu Beginn der 7-wöchigen Fastenzeit die riesige Holzfigur der s’Avia Corema, einer alten Oma in Tracht mit 7 Holzfüßen, am Rathaus aufzustellen. Jede Woche bis zum Ende der Fastenzeit, am Ostersamstag, verliert die alte Dame zur großen Freude der Kleinen einen ihrer Füße.
Kalender der traditionellen Patronatsfeste auf Menorca
Ciutadella – Sant Joan / Hlg. Johannes– 23. und 24. Juni
Es Mercadal – Sant Martí / Hlg. Martin – Drittes Juliwochenende
Fornells – Sant Antoni / Hlg. Antonius– Viertes Juliwochenende
Es Castell – Sant Jaume / Hlg. Jakob – 24. und 25. Juli
Es Migjorn Gran – Sant Cristófol / Hlg.Christopherus – Fünftes Juliwochenende oder erstes Augustwochenende
Llucmaçanes – Sant Gaietà / Hlg. Gaetano– Erstes Augustwochenende
Alaior – Sant Llorenç / Hlg. Lorenz – Zweites Augustwochenende
Sant Climent – Sant Climent / Hlg. Clemens – Drittes Augustwochenende
Ferreríes – Sant Bartomeu / Hlg. Bartholomäus – 23./24. und 25. August
San Luis – Sant Lluís / Hlg. Ludwig – Letztes Augustwochenende
Sant Lluis – Sant Lluís / Hlg. Ludwig – Letztes Augustwochenende
Maó – Mare de Déu de Gràcia / Hlg. Mutter der Barmherzigkeit – 7./ 8. und 9. September
Es Mercadal – El Toro – Sant Nicolau / Hlg. Nikolaus – Zweites Septemberwochenende
Neben den beliebten Reiterfesten gibt es eine große Vielfalt an Aktivitäten, Veranstaltungen und Folklore-Elementen, die von Generation zu Generation weitergegeben werden.
Alle diese Traditionen blieben bis heute lebendig wie z. B. der britische angelehnte Gruppentanz Ball des Còssil, die improvisierten Spottgesänge Glosats, sprachliche Besonderheiten des Insel-Dialekts Menorquí, die menorquinische Variante des Boule Joc de Sa Bolla, lokale Handwerke, alte bäuerliche Rituale und religiöse Zeremonien.
Wenn du mehr über die vielen traditionellen Bräuche wissen möchtest, schließe dich einfach einer Führung einer unserer Guides an.
Das Handwerk
Auf Menorca gibt es zahlreiche lokale, traditionelle Handwerksberufe, wie zum Beispiel:
Arader: Schreiner, der sich der Herstellung von jeder Art von landwirtschaftlichen Werkzeugen, wie der typischen menorquinischen Gatter, widmet.
Esparter: Korbmacher, der aus Espartogras und anderen pflanzlichen Materialien Körbe und Senalles, Körbe mit Henkel, herstellt.
Avarquer: Sandalenmacher, der die inseltypischen Autoreifen-Sandalen Avarques herstellt.
Gerrer: Töpfer, der sich mit der Herstellung von Keramik beschäftigt.
Mestres d’aixa: Bootsbauer von lokalen Barken wie der menorquinischen Llaüt.
Paredador: Mauersetzer widmen sich dem Trockenmauerbau, sie fertigen aber auch steinerne Viehtränken und Trittsteine Botadors an.